2.1.2022

Trotz und Wut, wie gehe ich damit um? Teil 2

Der Trotzanfall ist da!                                                                                    

(obwohl man sich so bemüht hat, ihn zu verhindern)  

- Auslöser sind meist Dinge, die nicht so funktionieren, wie das Kind sich das gedacht hat oder aber Einschränkungen oder Einmischung von Dritten.

- Es gibt immer einen Grund, warum das Kind trotzt. Oft ist er uns jedoch nicht wichtig genug oder wir nehmen ihn erst gar nicht wahr.

- Trotzanfälle sind Kurzschlussreaktionen, zwischen Auslöser und Anfall gibt es keine Möglichkeit den Lauf der Dinge zu beeinflussen.  

- Die Wut ist meist nicht gegen die Eltern, sondern gegen etwas anderes gerichtet.

- Während des Trotzanfalls verlieren die Kinder oft völlig den Bezug zur Realität und sind für versöhnliche Zuwendung nicht empfänglich.

- Trotzköpfe vergessen den auslösenden Grund schnell und dann richtet sich ihre Wut gegen alles und jeden.

- Nichtversuchen den Trotzanfall abzukürzen – gelingt eh nicht

Während des Anfalls:

- Den Überblick bewahren und versuchen ruhig zu bleiben

  • sich selbst beruhigen, atmen, sich auf etwas anderes fokussieren
  • sich erinnern, dass das zur Entwicklung dazu gehört

- Das Kind, wenn möglich in eine sichere Umgebung bringen (wo es weder sich noch andere verletzen kann)

- Nicht auf das Kind einreden, es ist gerade nicht in der Lage zuzuhören

- Dem Kind signalisieren, ich bin da wenn du mich brauchst. Sich z.B. in die Nähe des Kindes setzen oder regelmäßig nach ihm schauen und anbieten: „Wenn du dich beruhigt hast, kannst du gerne zu mir kommen.“ Oder ihm, ohne etwas zu sagen, die ausgestreckten Arme anbieten.

- Am wichtigsten und zugleich schwersten: Aushalten und das Kind trotzen lassen!

- Schlagen ist tabu!

Nach dem Anfall:    

- Meist sucht das Kind nach einem Trotzanfall die Nähe der Eltern, nehmt das Kind inden Arm, auch wenn das vielleicht oft noch nicht so einfach ist, das Kind ist erschöpft.

- Die Kinder sind häufig selbst erschrocken über die Heftigkeit ihrer Gefühle.  

- Die Gefühle der Kinder verbalisieren: „Das hat dich eben ganz schön wütend gemacht.“

- Wenn möglich (echtes) Verständnis zeigen: „Ich kann verstehen, dass du doch draußen spielen möchtest...“

- Entschuldig euch, wenn ihr auch heftig reagiert habt.

- Trotz nicht bestrafen!

 

Der Trotzanfall und die Wut macht uns selbst wütend! Warum!  

- Trotz kommt oft aus heiterem Himmel und überfällt uns, meist im ungünstigsten Moment.  

- Die Auslöser sind für uns oft lächerlich

- Wir überlegen uns, was wir falsch gemacht haben und finden nichts.

- Wir lassen uns von der Wut anstecken.

- Wir wüten zurück und können uns selbst schwer wieder beruhigen.

- Wir sind hilflos und ärgern uns darüber, dass das Kind solche Gefühle in uns auslösen kann.

- Wir unterstellen dem Kind Absicht.

- Wir machen uns Sorgen und fragen uns, ob es in Ordnung ist, dass aus unseren kleinen Engeln, solche Monster werden.

- Wir sind überfordert mit dem Anspruch an uns selbst, stets ruhig und gelassen zu reagieren.

- Wir waren noch zu klein um uns an unsere eigen Kindheit zu erinnern und können uns daher schwer einfühlen.

Es ist normal, dass trotzende Kinder starke Emotionen herausfordern  und man unter Umständen nicht gelassen bleiben  kann

(besonders  in den intensiven Phasen, in denen sich die Trotzanfälle häufen und gefühlt den ganzen Tag dauern). Sprecht mit eurem Partner und anderen Eltern, ihr werdet sehen anderen geht es ähnlich. Schafft euch Freiräume ohne Kind zum Entspannen und tut euch immer wieder etwas Gutes, das Trotzalter kann in Schwerstarbeit ausarten. Vergesst nicht, das ist eine wichtige Phase für die Persönlichkeitsentwicklung eures Kindes und sie geht vorüber.

Am besten ist es, sich im Anfall rechtzeitig abzulenken, mit einer Tätigkeit (Spülmaschine ausräumen, Einkaufszettel schreiben o.ä.). Konzentriert euch auf euren Atem oder auf etwas anderes was euch gerade sinnvoll erscheint, aber nicht auf das trotzende Kind und die Frage, wie lange es das wohl noch so weitergeht.

Wenn ihr das Gefühl habt, es selbst nicht mehr aushalten zu können, bringt euer Kind in einen sicheren Raum, nehmt euren Haustürschlüssel und geht kurz aus der Wohnung/dem Zimmer raus. Alles ist besser, als das Kind in dieser Situation zuschlagen. Ihr seid, auch wenn ihr solche Gefühle habt keine Rabeneltern. Kinder können solche Gefühle auslösen, sucht euch jemand mit dem ihr reden könnt, bleibt liebevoll mit euch, kocht euch einen Kaffee und stellt nicht allzu hohe Ansprüche an euch. Kinder brauchen keine perfekten Eltern.

Egal was passiert ist, nehmt euch hinterher wieder in den Arm, entschuldigt euch, falls nötig und versichert dem Kind eure Liebe, wenn möglich.            

Der nächste Trotzanfall kommt bestimmt.

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